Porträt des Monats: Vom Recruiting in Luxemburg zum kulinarischen Unternehmertum

Mit gerade einmal 28 Jahren hat Sébastien Louis schon mehrere berufliche Leben hinter sich: Personalvermittler in Luxemburg, Vertriebsmitarbeiter in einem Start-up und schließlich Gründer seines eigenen Foodtrucks. Heute leitet er Piato, ein innovatives Konzept der italienischen Gastronomie, das mobile Küche, Events und Firmenverpflegung miteinander verbindet. Lernen Sie den Werdegang eines leidenschaftlichen Jungunternehmers kennen, der keine Angst hatte, seinen Lebensstil zu verändern, um seinen Traum zu verwirklichen.

Von Nancy über Polen nach Luxemburg: sein beruflicher Werdegang

Nach dem Abitur absolviert Sébastien zunächst einen Fachhochschulabschluss in Betriebswirtschaft, anschließend einen Bachelor in Handel sowie einen komplett englischsprachigen Master an der ICN Business School in Frankreich, mit dem Ziel, seinem Profil eine internationale Dimension zu geben.

Seine Studien führen ihn nach Nancy, für ein Semester nach Polen und schließlich nach Luxemburg, wo er ein sechsmonatiges Praktikum im Bereich E-Commerce absolviert. Diese erste Erfahrung zeigte ihm, wie dynamisch der luxemburgische Arbeitsmarkt ist und bestätigt sein Interesse an diesem einzigartigen Standort im Herzen der Großregion.

Anschließend stößt er, durch eine Stellensuche auf Moovijob.com, auf sein erstes Jobangebot und startet seine Karriere in einer Luxemburger Start-up-Firma im Bereich Recruiting. Zwei Jahre lang arbeitet er dort als Vertriebler und Headhunter, baut sich ein wertvolles Netzwerk auf und schärft seine Fähigkeiten in Kontaktpflege und Verhandlung. Er spielt eine Schlüsselrolle in der Anfangsphase des Unternehmens und unterstützt dessen Expansion nach Frankreich.

„Ich habe meinen Job zwei Jahre lang geliebt und alles gegeben. Aber ich brauchte etwas Neues, also habe ich entschieden zu gehen“, sagt er heute rückblickend.

Erste Schritte in die Selbstständigkeit

2023 wagt Sébastien einen neuen Schritt und gründet ein innovatives Unternehmen für kontaktlose Gastronomie-Dienstleistungen. Doch schnell merkt er, dass die technische Entwicklung dieses Projekts Kompetenzen erfordert, die er selbst nicht mitbringt. Nach einigen Monaten beendet er das Vorhaben, für ihn kein Scheitern, sondern ein Sprungbrett.

Denn schon im März 2024 setzt er gemeinsam mit seinem besten Freund, inzwischen Geschäftspartner, eine neue Idee um: Piato, ein Foodtruck mit außergewöhnlichen italienischen Spezialitäten, die sowohl in Frankreich als auch in Luxemburg noch unbekannt sind. Obwohl beide keinerlei Erfahrung in der Gastronomie haben, teilen sie die feste Überzeugung, ihr eigener Chef zu sein und die lokale kulinarische Szene mit etwas Neuem zu bereichern.

Sébastien und sein Partner in ihrem Foodtruck

In nur wenigen Monaten gelingt es Piato, prestigeträchtige Kooperationen zu gewinnen und sich sowohl in Frankreich als auch in Luxemburg einen Namen zu machen. Schon im ersten Jahr entsteht eine Partnerschaft mit der Rockhal, einer der bekanntesten Konzertlocations Luxemburgs. 2024 ist ihr Foodtruck beim Festival Francofolies d’Esch vertreten. 2025 kehren sie zurück, diesmal nicht mehr mit dem Truck, sondern mit einer größeren mobilen Küche, die speziell für Großveranstaltungen konzipiert wurde. Auch Den Atelier, eine weitere renommierte Konzert-Location, sowie zahlreiche Kultur- und Festevents aus der Region setzen auf die italienischen Spezialitäten von Piato.

Italien als Herzstück des Projekts

Der Name Piato ist bewusst gewählt: Er erinnert einerseits an ein italienisches Spiel, das Sébastien und sein Partner gemeinsam spielten, andererseits an das Wort „Plateau“. Beides symbolisiert ihre Vision, eine starke, wiedererkennbare Marke aufzubauen, verbunden mit Geselligkeit und dem Teilen von Mahlzeiten.

Italien prägt jedoch nicht nur den Namen, sondern das gesamte Konzept. „Mein Geschäftspartner ist Italiener. Wir wollten besondere Spezialitäten anbieten, die über die klassischen Pizzen und Burger hinausgehen“, erklärt Sébastien.

Damit heben sie sich in einem Markt ab, in dem die traditionelle italienische Gastronomie bereits stark vertreten ist, mit rund 120 Restaurants allein in Luxemburg. Mit Spezialitäten wie Arrosticini, kleinen, gegrillten Lammspießchen aus den Abruzzen, gelingt es Piato, neugierige Feinschmecker zu begeistern und gleichzeitig Authentizität sowie kulinarische Kultur zu bewahren.

Arrosticini, kleine traditionelle Spieße aus den Abruzzen in Italien, zubereitet aus über Holzfeuer gegrilltem Lamm

Strategischer Wandel

So beliebt das Foodtruck-Konzept auch war, es hatte Grenzen wegen Regenwetter, schwierige Verkehrsbedingungen und ein teils zögerliches Publikum bei unbekannten Gerichten. „Oft denkt man, ein Foodtruck sei die perfekte Lösung. Die Realität ist komplexer“, so Sébastien.

Anfang 2025 beschließt das Team daher einen Strategiewechsel. Sie verkaufen den Truck und investieren in eine größere, modulare mobile Küche. Mehr Komfort, mehr Flexibilität und die Möglichkeit, sich individuell auf jedes Event einzustellen. Damit erschließen sie sich den boomenden Event- und B2B-Markt in Luxemburg.

Im Mai 2025 folgt der nächste Meilenstein. Piato übernimmt die Betriebskantine des Kernkraftwerks Cattenom. Parallel bauen sie ihr Catering-Angebot aus und intensivieren die Zusammenarbeit mit luxemburgischen Unternehmen.

Die Freude an Freiheit und Herausforderung

Den Lebensweg komplett umzukrempeln, ist nie einfach. Für Sébastien bedeutete es, ein sicheres Gehalt in Luxemburg gegen die Unsicherheit der Selbstständigkeit einzutauschen, mit Wochenenden voller Events, unregelmäßigem Einkommen und großem Arbeitspensum. Zweifel hatte er dabei jedoch nie.

„Unternehmer zu sein heißt, jeden Tag Probleme zu lösen. Man muss Freude daran haben, Lösungen zu finden“, sagt er.

Gestützt auf seine Erfahrung gibt Sébastien wertvolle Tipps für alle, die davon träumen, den Schritt zu wagen. Er betont, dass man nicht auf den perfekten Moment warten sollte, denn Untätigkeit ist die größte Bremse. Seiner Meinung nach ist es entscheidend, sich selbst treu zu bleiben und äußeren Druck nicht nachzugeben, dabei aber die richtigen Menschen um sich zu haben und offen zuzuhören, ohne das eigene Bauchgefühl zu verlieren. Schließlich erinnert er daran, dass Durchhaltevermögen der Schlüssel ist. Erfolg entsteht nicht über Nacht, sondern wird mit Beständigkeit und Entschlossenheit aufgebaut.

Mit Piato zeigt Sébastien, dass man seinen beruflichen Weg neu erfinden und sich auch ohne Vorerfahrung in der Gastronomie behaupten kann. Sein Werdegang steht für Netzwerke, Resilienz und Mut. Diese Eigenschaften sind auf dem luxemburgischen Arbeitsmarkt besonders gefragt.

„Zwischen einer Idee und ihrer Umsetzung liegt eine Welt. Man muss den Schritt wagen.“

– Sébastien Louis

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