Porträt des Monats: Christophe, Jobcoach mit Herz für Menschen

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Am 10/06/2025, von Camille Ecormier veröffentlicht

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Seit mittlerweile zwei Jahren ist der Luxemburger Christophe Sauer als Jobcoach tätig. Jeden Morgen fährt er mit dem Fahrrad zum Centre d’Orientation Socio-Professionnelle – Handicap et Reclassement (COSP-HR) in Lintgen, um dort einzigartige Profile auf ihrem Weg in die Arbeitswelt zu begleiten und zu unterstützen.



Der Weg in die soziale Begleitung


Nach dem Abitur war Christophe zunächst unschlüssig, in welche Richtung es für ihn gehen sollte. Er entschied sich für einen Europäischen Freiwilligendienst im französischen Avignon, eine Erfahrung, die ihm nicht nur half, sein Französisch zu verbessern, sondern auch den Sozialen Bereich zu entdecken.


Seine Berufung fand er schließlich bei einem Praktikum mit Erwachsenen mit geistiger Behinderung. Dieses Schlüsselerlebnis brachte ihn dazu, eine dreijährige Ausbildung zum Sozialpädagogen in Lüttich (Belgien) zu absolvieren. Mit großer Leidenschaft stieg er rasch auf und übernahm die Leitung eines Wohnheims mit acht Bewohner*innen und sechs Fachkräften.


Zwanzig Jahre lang setzte er sich voll und ganz für die Begleitung von Menschen mit geistiger Behinderung ein. Doch nach vielen prägenden Jahren verspürte er den Wunsch nach Veränderung. Genau in diesem Moment stieß er auf eine vielversprechende Gelegenheit beim COSP-HR in Lintgen, der Beginn eines neuen Kapitels.


Das COSP-HR begleitet Arbeitssuchende und erstellt eine umfassende Kompetenzanalyse sowie eine berufliche Empfehlung. Die Teilnehmer*innen profitieren von einem interdisziplinären Ansatz, der praktische Workshops, Sprachkurse, das Verfassen von Lebensläufen und Module zur gesellschaftlichen Teilhabe kombiniert.



Berufliche Perspektive und Selbstwertgefühl


Die Hauptaufgabe eines Jobcoaches besteht darin, Menschen auf ihrem Weg in eine neue berufliche Herausforderung zu begleiten.


Der Jobcoach ist da, um jemand anderem die Tür zu öffnen“, fasst Christophe seine Rolle zusammen.


Im COSP hilft er den Teilnehmenden, ein vierwöchiges Praktikum zu finden, ein echtes Sprungbrett in die Berufswelt. Während dieses Praktikums können die Teilnehmenden ihre fachlichen und sozialen Kompetenzen unter Beweis stellen. Verläuft es erfolgreich, steigen die Chancen auf eine spätere Festanstellung erheblich. Für Christophe geht es vor allem darum, „die Tür zu öffnen und dann Zeit und Raum zu lassen, damit die Person zeigen kann, was in ihr steckt“.


Die Begleitung erfolgt größtenteils in Einzelgesprächen. Manche Teilnehmenden kommen bereits mit einer klaren Vorstellung; andere benötigen mehrere Gespräche, um ein realistisches Ziel zu entwickeln. Christophe legt großen Wert auf aktives Zuhören und das Verständnis der individuellen Situation. Er nimmt sich die Zeit, Fähigkeiten, Wünsche und Erfahrungen zu erfassen, um eine gezielte Orientierung zu ermöglichen. Sein Ziel: den Menschen helfen, ihre Stärken wiederzuentdecken, auch wenn der Zweifel bereits tief sitzt.


Zur Vorbereitung auf das Praktikum gehören auch simulierte Bewerbungsgespräche. Christophe freut sich über das Engagement der Teilnehmenden, selbst dann, wenn sie eine längere berufliche Auszeit aufgrund von Krankheit oder Unfall erklären müssen. Für ihn muss man sich nicht schämen: „Wir alle hatten schon das Pech, krank zu werden oder einen Unfall zu erleiden. Wir brauchten Zeit für uns. Wenn wir jetzt zurückkommen, dann, weil wir bereit sind und wir uns erholt haben.


Was ihn an seinem Beruf ebenfalls begeistert, ist die Möglichkeit, Menschen dabei zu helfen, ihr Selbstwertgefühl zurückzugewinnen. Manchmal sind es kleine Tipps, wie zur Körperhaltung, Kleidung oder zur Selbstdarstellung, die einen großen Unterschied machen. Am Ende jedes Trainings gibt es immer konstruktives Feedback, das Mut macht und den nächsten Schritt erleichtert.



Eine Teamleistung


Die Arbeit als Jobcoach ist keine Einzelleistung.


Ohne ein gutes Netzwerk ist dieser Job nicht machbar“, betont Christophe.


Sein Alltag ist geprägt von enger Zusammenarbeit mit vielen Fachleuten, die das gemeinsame Ziel verfolgen, jede Person bestmöglich zu begleiten. Rund dreißig Expert*innen tauschen sich regelmäßig aus, um möglichst präzise Kompetenzprofile und Empfehlungen zu erstellen.


Darüber hinaus pflegt Christophe intensive Kontakte zu zahlreichen Unternehmen, um Praktikums- und Jobmöglichkeiten für die Teilnehmenden zu erschließen. Networking ist dabei das A und O. Es gilt, die richtigen Ansprechpersonen zu erkennen, auf sie zuzugehen und sich mit allen Akteur*innen der Branche auszutauschen.


Kreatives Atelier



Ein Beruf mit Menschlichkeit


Der Beruf des Jobcoachs ist vor allem eines: menschlich. Viele der von Christophe begleiteten Personen haben schwierige Zeiten hinter sich, sowohl körperlich als auch psychisch.


Er erinnert sich besonders an einen Maler, der aufgrund von Knieproblemen seinen Beruf verlor. Der Mann war entmutigt und zweifelte daran, jemals wieder arbeiten zu können.


Wenn man sich stark mit seinem Beruf identifiziert, darin Sinn und Stolz findet, dann ist der plötzliche Verlust eine enorme Belastung. Man muss Abschied von seinen Fähigkeiten nehmen“, erklärt Christophe.


In den Gesprächen geht es ihm darum, zuzuhören, zu verstehen und vor allem die noch vorhandenen Fähigkeiten der Person sichtbar zu machen, auch wenn diese sich dessen selbst nicht bewusst ist.


Im Fall des Malers half Christophe ihm, sein Potenzial wiederzuentdecken. Er konnte beraten, erklären und sein handwerkliches Wissen weitergeben. Diese Erkenntnis war entscheidend. Nach etwas Bedenkzeit absolvierte der Mann ein Praktikum in einem Baumarkt und konnte dort nicht nur seine Kenntnisse anwenden, sondern auch neue Fähigkeiten erwerben. Am Ende wurde er sogar eingestellt!


Für Christophe steht fest: „Jeder Mensch verfügt über berufliche, soziale und technische Kompetenzen.“ Er setzt alles daran, die jeweilige Situation ganzheitlich zu erfassen und eine Vertrauensbasis zu schaffen. Neugier, Einfühlungsvermögen und echtes Interesse am Alltag anderer sind für ihn die Grundpfeiler dieses Berufs. Was ihn besonders erfüllt ist der persönliche Austausch, die Begleitung und das Glück, wenn Menschen wieder Vertrauen und Motivation finden.



Wer sich für diesen Beruf interessiert, dem empfiehlt Christophe, offen, neugierig und kontaktfreudig zu sein. Jede berufliche Erfahrung, ganz gleich in welchem Bereich, ist ein Pluspunkt, um sich in andere Lebensläufe hineinversetzen zu können. Denn jeder Weg ist einzigartig!


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