Wir möchten Ihnen diesen Monat den inspirierenden Werdegang von Dr. Engy Ali vorstellen, der neuen Präsidentin von „Médecins Sans Frontières (MSF)“ Luxemburg. Sie erzählt von ihrem Weg, der von starken Werten und prägenden Erfahrungen in der Medizin und humanitären Hilfe geprägt ist. Geboren in Ägypten, hat sie ihr Leben der öffentlichen Gesundheit und humanitären Hilfe gewidmet, um dem Traum ihrer Kindheit treu zu bleiben: einen Unterschied zu machen.
„Präsidentin zu sein heißt, zuzuhören, zu ermutigen und zugleich Verantwortung zu übernehmen, indem man die Stimme derjenigen vertritt, die nicht immer in der Lage sind, für sich selbst zu sprechen. Das ist der Grundwert von MSF“, erklärt Dr. Ali.
Eine frühzeitige Berufung
Dr. Ali, geboren in Ägypten, erinnert sich daran, dass sie bereits im Alter von fünf Jahren den Wunsch hatte, Ärztin zu werden. Es war der Moment, als sie MSF-Arbeiter in Somalia während einer Hungersnot im Fernsehen sah, der sie entscheidend prägte.
„Ich erinnere mich an die MSF-Ärzte, die unterernährten Kindern halfen und das Unrecht anprangerten. Das hat mich motiviert, eines Tages selbst als Freiwillige zu arbeiten.“
Tief berührt von diesen Bildern und erfüllt vom Wunsch, etwas zu bewirken, hatte sie sogar ein selbstgestaltetes Medizindiplom angefertigt, das sie stolz ihrem Vater überreichte – mit der Unterschrift „Dr. Engy Ali“ am unteren Rand. Ein Kindheitstraum, der sie später dazu führte, als Ärztin für MSF tätig zu werden.
Ihr Werdegang begann auf der Intensivstation des Universitätskrankenhauses von Alexandria. Dort behandelte sie häufig arme Patienten und erkannte, wie wichtig die primäre Gesundheitsversorgung ist, um schwere und sogar kritische Komplikationen zu vermeiden.
Diese Erfahrung inspirierte sie dazu, ein Projekt in einem Fischerdorf zu initiieren, um grundlegende Gesundheitsversorgung bereitzustellen und Impfungen sowie Vorsorgeuntersuchungen zu fördern. „Das hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, die grundlegende Gesundheitsversorgung zugänglich zu machen“, erklärt sie. Dank privater Mittel und Spenden von Pharmaunternehmen nahm das Projekt an Umfang zu und motivierte sie, einen Master in öffentlicher Gesundheit in Großbritannien zu machen, was einen Wendepunkt in ihrer Karriere darstellte.
Flexibilität und Engagement als Schlüssel zum Erfolg
Nach ihrem Master engagierte sie sich in internationalen Einsätzen für MSF Luxemburg und stellte sich großen Gesundheitskrisen. Flexibilität und Offenheit wurden zu ihren wichtigsten Begleitern.
„Es erfordert die Bereitschaft, sich an jede Situation anzupassen und mit den vorhandenen Mitteln das Beste herauszuholen“, betont sie.
Sie erinnert sich besonders an ihre Mission im Jahr 2015 in Liberia während der Ebola-Krise: „Es war der Höhepunkt der Epidemie, und das Ausmaß der Situation war überwältigend. Wir wussten, dass wir nicht jeden retten konnten … Diese schwierigen Momente werden für immer in mir bleiben.“
Für Dr. Ali ist die Fähigkeit, sich Veränderungen anzupassen, einer der Schlüsselwerte für den Erfolg. Ihr Wechsel von der Intensivpflege zur öffentlichen Gesundheit wurde oft hinterfragt, doch sie antwortete stets: „Man muss offen für andere Abenteuer sein. Das Leben ist eine Reihe von Abenteuern, in denen man ausprobiert und sich weiterentwickelt.“ Jeder Wechsel sei eine Gelegenheit sich weiterzuentwickeln, sowohl beruflich als auch persönlich.
Die Stärke des Teamgeists
Inspirieren ließ sich Dr. Ali von den Werten ihres Vaters, wobei sie Transparenz und Solidarität in den Mittelpunkt ihres täglichen Engagements stellt.
Die Teamarbeit ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg der Missionen von MSF. „Das Leben im Team und die Kohäsion helfen enorm“, erklärt sie und hebt die Bedeutung des Zuhörens, der Unterstützung und der Empathie in dem Bereich hervor, wo „wir alle im gleichen Boot sitzen.“ Teams müssen große Resilienz zeigen, sich an Einschränkungen anpassen und gleichzeitig die Verbindungen zu ihren Kollegen aufrechterhalten. „Während der Ebola-Krise haben sie sogar ihr eigenes Umarmungsritual erfunden ... Sie veranstalteten virtuelle Abende und schufen Momente der Gemeinschaft, um schwierige Zeiten zu überstehen“, erinnert sie sich.
Für Dr. Ali ist MSF mehr als nur eine Organisation – es ist eine Familie.
„Wir sind wie eine große Familie, auch wenn wir alle unterschiedlich sind, mit verschiedenen Werdegängen und Erfahrungen. Aber am Ende haben wir dasselbe Ziel.“
Was die Teams vereint, ist der gemeinsame Wille, den bedürftigen Menschen zu helfen, ein Ziel, das die Unterschiede überwindet und den Zusammenhalt stärkt.
Die Bedeutung der operativen Forschung
Seit 2010 hat sich MSF Luxemburg auf die operative Forschung spezialisiert, ein Aspekt, der Dr. Ali dazu bewegte, der operativen Forschungseinheit „LuxOR“ beizutreten. Diese Einheit führt Forschungsprojekte durch, die die humanitären und medizinischen Aktionen unterstützen und die MSF-Programme kontinuierlich verbessern.
„Operative Forschung ermöglicht es uns, die Bedürfnisse der unterstützten Bevölkerungsgruppen besser zu verstehen und unsere Maßnahmen so anzupassen, dass sie wirklich wirksam sind,“, erklärt sie.
Heute ist Dr. Ali als Präsidentin von MSF Luxemburg ein Vorbild für Resilienz und menschliche Führung. In ihrer Rolle vertritt sie die Organisation und führt Initiativen zur Förderung ihrer Anliegen. Sie bringt das Mandat von MSF ins Rampenlicht, indem sie die Geschichten der Patienten teilt.
Ein Rat für die nächste Generation
Für junge Menschen, die eine Karriere im Gesundheitswesen oder im humanitären Bereich anstreben, betont Dr. Ali wie wichtig es ist, an das zu glauben, was man tut, die Bedeutung des Glaubens an das, was man tut, und Erfüllung zu finden. Sie erinnert daran, dass in der humanitären Arbeit kein Projekt allein umgesetzt wird: „Es gibt keine Führungskraft ohne ein Team im Hintergrund.“ Es sind die menschlichen Werte, die uns dazu antreiben, gemeinsam voranzukommen.
Der Werdegang von Dr. Engy Ali verkörpert das humanitäre Engagement. Ihre Leidenschaft und Entschlossenheit inspirieren diejenigen, die einen Unterschied machen wollen. Nach ihrem PhD in öffentlicher Gesundheit denkt sie darüber nach, Italienisch zu lernen oder eine Ausbildung in Psychologie zu machen. Sie betont auch die Wichtigkeit, vom Berufsleben abzuschalten, um sich selbst neu zu orientieren, und empfiehlt Tanzen als Ausgleich.
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