Ein neuer Bachelorstudiengang in Hebammenwissenschaften wird an der Universität Luxemburg ab dem kommenden Studienjahr starten! Bisher wurde dieser Abschluss als dreijähriges höheres Fachdiplom an der ENSA angeboten. Der neue Studiengang soll die theoretischen und praktischen Kompetenzen der Studierenden verbessern und gleichzeitig den spezifischen Bedürfnissen des Großherzogtums gerecht werden.
Bisherige Ausbildungsmöglichkeiten für Hebammen in Luxemburg
Bislang wurden die meisten Hebammen, die in Luxemburg tätig sind, im Ausland ausgebildet, vor allem in Frankreich, Belgien oder Deutschland. Das Land bot zwar ein dreijähriges höheres Fachdiplom für diesen Beruf an, doch dieses Angebot reichte nie aus, um den nationalen Bedarf zu decken. Von den 60 Studierenden, die zwischen 2012 und 2018 das höhere Fachdiplom an der „École Nationale de Santé du Luxembourg“ (ENSA, früher LTPS) besuchten, haben nur 24 ihr Diplom erfolgreich erworben.
Das Ergebnis: Laut Zahlen der „Association luxembourgeoise des sages-femmes“ (ALSF) waren 2022 etwa zwei Drittel der rund 230 aktiven Hebammen Grenzgänger*innen.
Die COVID-19-Pandemie hat die Schwächen dieses Systems offengelegt. Grenzschließungen und Personalengpässe zeigten die Risiken einer zu starken Abhängigkeit von den Ausbildungs- und Gesundheitssystemen der Nachbarländer. Dieses Problem ist auch aus anderen medizinischen Bereichen bekannt: Trotz der Einführung eines Bachelorstudiengangs Medizin an der Universität Luxemburg im Jahr 2020 müssen viele Studierende ihr Studium weiterhin im Ausland abschließen.
Ein neuer, zu 100 % luxemburgischer Bachelor
Ab dem Studienjahr 2025-2026 wird die Universität Luxemburg einen Bachelor in Hebammenwissenschaften anbieten, ein vierjähriges Universitätsstudium, das das bisherige höhere Fachdiplom an der ENSA endgültig ersetzt. Dieser speziell auf die Bedürfnisse des Großherzogtums zugeschnittene Studiengang soll die Autonomie des Berufs in Luxemburg stärken und die Abhängigkeit von den Nachbarländern verringern. Gleichzeitig reagiert er auf die steigende Nachfrage nach Fachkräften im Bereich der Hebammenkunde.
Die erste Studiengruppe wird 15 Studierende umfassen, mit dem Ziel, die Aufnahmezahlen schnell zu erhöhen. Zugangsvoraussetzung ist der Abschluss der Sekundarstufe sowie Sprachkenntnisse auf B2-Niveau in Französisch und Deutsch sowie A2 in Englisch. Dieses Mehrsprachigkeitskonzept spiegelt die Realität des Landes und der Ausbildung wider, die zu 50 % in Französisch, zu 30 % in Deutsch und zu 20 % in Englisch unterrichtet wird.
Das Curriculum verbindet Theorie und Praxis umfassend mit einem starken klinischen Fokus. Es sind 47 Wochen Praktikum sowie ein Auslandssemester vorgesehen, um eine vielfältige und den europäischen Standards entsprechende Berufserfahrung zu gewährleisten. Darüber hinaus sammeln die Studierenden erste Erfahrungen in einem Simulationslabor, bevor sie in der Praxis arbeiten, um ihre technischen und sozialen Fähigkeiten schrittweise zu entwickeln.
Über die medizinische Ausbildung hinaus legt der Studiengang großen Wert auf die psychologischen und sozialen Aspekte des Berufs. Wie der Programmleiter betont, begleiten Hebammen auch Patientinnen, die häusliche Gewalt erleben oder an perinatalen psychischen Störungen leiden. Deshalb ist es wichtig, dass die Ausbildung auch das ganzheitliche Wohl von Mutter und Kind umfasst.
Am Ende des Studiums können die Absolvent*innen zwischen zwei Wegen wählen: Sie können direkt in einer klinischen oder außerklinischen Einrichtung arbeiten oder ein Masterstudium anschließen, um ihre Kompetenzen weiter zu vertiefen.
Dank dieses neuen Bachelorstudiengangs kann Luxemburg seine zukünftigen Hebammen vor Ort ausbilden, die Abhängigkeit von den Nachbarländern reduzieren und den Bedürfnissen seines Gesundheitssystems besser gerecht werden.
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