Obwohl die LGBTQIA+-Community weltweit noch immer für viele ihrer Rechte kämpfen muss, ist Luxemburg in den letzten Jahrzehnten zu einem echten Vorreiter geworden. Vom eher zurückhaltenden Land hat sich das Großherzogtum zu einem europäischen Musterbeispiel für LGBTQIA+-Rechte entwickelt. Doch hinter den Gesetzen stehen engagierte Menschen und Organisationen, die die Farben der Vielfalt mit Stolz vertreten.
Rechtliche Fortschritte, die inspirieren
Alles begann 1974, als Homosexualität in Luxemburg entkriminalisiert wurde, deutlich früher als in manchen Nachbarländern. In Frankreich geschah dies 1982, in Deutschland erst 1994 mit der Abschaffung des berüchtigten Paragrafen 175.
Seitdem folgten viele weitere Meilensteine:
- 2004: Einführung der eingetragenen Partnerschaft für gleichgeschlechtliche Paare.
- Seit 2006: Erweiterter Schutz vor Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentität.
- 2015: Ehe für alle inklusive Adoptionsrecht, Luxemburg wird damit das 11. Land Europas mit diesem historischen Schritt.
- 2018: Vereinfachter rechtlicher Geschlechtswechsel, ohne medizinische Auflagen.
Das Verbot von Konversionstherapien, die Öffnung des Militärdienstes für alle sowie ein einheitliches Schutzalter von 16 Jahren, unabhängig von der sexuellen Orientierung, runden das inklusive, moderne Rechtssystem ab.
Diese Fortschritte sind kein Zufall, sondern Ergebnis eines klaren politischen Willens. 2018 verabschiedete die Regierung einen nationalen LGBTI+ Aktionsplan, der sich auf acht Schwerpunkte konzentriert, wie das Bekämpfen von Diskriminierungen, die Unterstützung von Regenbogenfamilien und mehr Sichtbarkeit für trans- und intergeschlechtliche Menschen.
2024 versammelte ein nationales Symposium Ministerien, NGOs und die Zivilgesellschaft, um die Grundlagen für den neuen Aktionsplan 2025+ zu schaffen, ein deutliches Zeichen, dass das Thema weiterhin politisch ganz oben auf der Agenda steht. Insbesondere das Ministerium für Familie, Integration und die Großregion engagiert sich stark, u.a. durch die enge Zusammenarbeit mit dem Centre LGBTIQ+ Cigale.

© Luxembourg Pride, 2022
Ein tolerantes Land, aber stets wachsam
Mit einem LGBT-Gleichstellungsindex von 67/100 (Equaldex) belegt Luxemburg Platz 8 in Europa, und gilt damit als echtes Vorzeigeland.
Doch auch hier ist nicht alles perfekt. In manchen konservativeren Gegenden bestehen nach wie vor Vorurteile und gelegentlich auch gewaltsame Übergriffe. Ein trauriges Beispiel, dass während des Pride-Monats stattfand, und wo im luxemburgischen Soleuvre ein buntes Schild mit den Worten „LGBTIQ+“ und „Freedom Zone“ vollständig mit schwarzer Farbe überdeckt wurde. Ein Vorfall, der zeigt, wie wichtig die anhaltende Bekämpfung von Homo- und Transphobie ist.
Die Gesetzgebung von 2006 umfasst außerdem den Gleichbehandlungsgrundsatz im Arbeitsleben und schützt vor diskriminierendem Mobbing aufgrund der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität. 2018 wurde Luxemburg im LGBT Worldwide Workplace Index sogar als bestes Land der Welt für LGBT-Arbeitnehmende ausgezeichnet.
Engagierte Persönlichkeiten und Organisationen
Der gesellschaftliche Fortschritt in Luxemburg basiert nicht nur auf Gesetzen, sondern auch auf dem Einsatz zahlreicher engagierter Menschen und Organisationen.
Eine der prägendsten Persönlichkeiten ist Xavier Bettel, Premierminister von 2013 bis 2023. Er ist nicht nur offen homosexuell, sondern sorgte 2015 mit seiner Hochzeit für weltweite Aufmerksamkeit, als erster amtierender Regierungschef, der seinen gleichgeschlechtlichen Partner heiratete.

Xavier Bettel und sein Ehemann im Jahr 2019
© Paperjam
Eine weitere wichtige Persönlichkeit ist James Hormel, ehemaliger US-Botschafter in Luxemburg, wurde 2024 von der Stadt Luxemburg geehrt. Ein Boulevard trug zeitweise seinen Namen, als Hommage an sein lebenslanges Engagement für die LGBTQIA+-Rechte weltweit.
Vor Ort spielen die Vereine eine zentrale Rolle. Seit 1996 ist Rosa Lëtzebuerg der wichtigste Akteur der luxemburgischen LGBTQIA+-Szene. Neben der jährlichen Organisation der Luxembourg Pride vereint die Organisation eine Vielzahl von Gruppen, die die ganze Vielfalt der Community widerspiegeln. Ein weiterer bedeutender Akteur ist das Centre LGBTIQ+ Cigale, das für seine soziale Arbeit vor Ort anerkannt ist. 2021 mit dem Anne-Beffort-Preis ausgezeichnet, begleitet es Menschen bei ihren Anliegen, informiert, berät und trägt aktiv zur Förderung der Gleichstellung in der Gesellschaft bei. Schließlich setzt sich der Verein Intersex & Transgender Lëtzebuerg (ITGL) für eine stärkere Anerkennung von trans- und intergeschlechtlichen Menschen ein. Durch Aufklärungsarbeit, institutionelles Engagement und die Entwicklung pädagogischer Materialien fördert er ein besseres Verständnis für die Herausforderungen rund um Geschlechtsidentität in Luxemburg.
All diese Engagements spiegeln sich in den Events des Jahres wider, mit der Luxembourg Pride die seit 1999 jährlich im Juli stattfindet, mit Debatten, Kunst, Kultur und einem vielfältigen Festprogramm von einer Woche. Seit 2023 ergänzt die Pride Run, ein Solidaritätslauf unterstützt von der Stadt Luxemburg, das Event. Hier stehen Sport, Sichtbarkeit und Inklusion im Mittelpunkt.

© Luxembourg Pride Run, 2023
Auch wir bei Moovijob.com leben Vielfalt, denn unser CEO ist selbst Mitglied der LGBTQIA+-Community.
Luxemburg, klein in der Größe, aber groß im Engagement, geht weiterhin einen beispielhaften Weg in Sachen LGBTQIA+-Rechte. Mit einer starken Gesetzeslage, engagierten Persönlichkeiten und einer lebendigen Zivilgesellschaft zeigt das Land, dass gelebte Inklusion kein leeres Wort ist. Doch Aufmerksamkeit bleibt wichtig, denn Pride bedeutet mehr als einen Monat im Jahr: Es ist ein ständiger, kollektiver Einsatz für Respekt, Sichtbarkeit und Gleichberechtigung.