Die Gëlle Fra von Luxemburg: Zwischen Kriegen und Skandalen

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Am 11/04/2025, von Camille Ecormier veröffentlicht

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Sie ist eines der bekanntesten Wahrzeichen Luxemburgs – und doch kennen nur wenige ihre Geschichte. Das „Monument du Souvenir“, besser bekannt als Gëlle Fra, steht stolz auf der „Place de la Constitution“. Heute nehmen wir euch mit auf eine faszinierende Reise durch die Geschichte dieser goldenen Statue, die über die gefallenen luxemburgischen Soldaten wacht.



Ein Denkmal für Luxemburger Soldaten


Im August 1914 marschieren deutsche Truppen in Luxemburg ein. Rund 3.000 junge Luxemburger schließen sich freiwillig den alliierten Streitkräften an – doch nur wenige kehren zurück. Die Mehrheit fällt auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs.


Bereits im Dezember 1918 wird ein Komitee gegründet, um ein nationales Denkmal zu errichten – zu Ehren der im Krieg gefallenen und verwundeten Luxemburger. Im Februar 1920 wird ein Wettbewerb ausgeschrieben, den der 38-jährige luxemburgische Bildhauer Claus Cito mit seinem Entwurf gewinnt. 


Citos Projekt besteht aus einem 20 Meter hohen Obelisken, flankiert von zwei Bronzesoldaten – einer lebendig, der andere gefallen. Das Herzstück: Eine drei Meter hohe, goldene Frauenfigur, die auf dem Obelisken thront und einen Lorbeerkranz über die Soldaten hält. Die Gëlle Fra wird zur Symbolfigur – ein schützender Engel über den Gefallenen.


Die Bauarbeiten beginnen im Dezember 1921. Am 27. Mai 1923 wird das Denkmal feierlich eingeweiht. Es ist nicht nur ein Zeichen der Trauer – es wird zu einem kraftvollen Symbol für Unabhängigkeit und Freiheit der luxemburgischen Nation.


Credits: LW-Archives



Zerstörung, Niedergang und Wiedergeburt


Am 10. Mai 1940 beginnt mit der erneuten Besetzung Luxemburgs durch deutsche Truppen eine dunkle Zeit. Die Besatzer zerstören gezielt nationale Symbole – die Gëlle Fra bleibt nicht verschont. Nach einem gescheiterten Versuch wird sie am 21. Oktober 1940 mit einem Stahlseil zu Fall gebracht – der Obelisk bricht in drei Teile.


Nach der Befreiung Luxemburgs wird das Fundament mit den beiden Soldaten wiederhergestellt – doch die goldene Statue bleibt verschwunden. Erst 1980 wird sie von zwei städtischen Mitarbeitern unter den Tribünen des alten Stadions entdeckt. Fünf Jahre später, am 23. Juni 1985, wird sie feierlich zum Nationalfeiertag neu eingeweiht.


Die Spuren der Geschichte bleiben sichtbar. Die Statue unterscheidet sich leicht vom Original von Cito: Seit dem Sturz 1940 ist der Blick der Figur gesenkt, ihre Füße mussten restauriert werden.


Heute ehrt die Gëlle Fra nicht nur die Opfer des Ersten Weltkriegs, sondern auch jene des Zweiten Weltkriegs, des Koreakriegs und der Luxemburger, die freiwillig im Spanischen Bürgerkrieg kämpften.


Credits: Alain Piron



Ein Denkmal, das polarisiert


Schon bei ihrer Einweihung 1923 sorgt die Gëlle Fra für Kontroversen. Die katholische Kirche kritisiert die halbnackte, in transparentem Stoff gehüllte Frauenfigur – obwohl sie als Engel gedacht ist.


Auch ihr Standort nahe der Kathedrale sorgt für Unmut – für manche eine Provokation.


2001 enthüllte die kroatische Künstlerin Sanja Iveković während der Ausstellung „Luxembourg, les Luxembourgeois: consensus et passions bridées“, die die sensiblen soziokulturellen und historischen Aspekte des Großherzogtums hervorheben sollte, eine alternative Version der Gëlle Fra, die „Lady Rosa of Luxembourg“, die nicht jedem gefiel! Das Kunstwerk wird als Beleidigung des Nationalsymbols aufgefasst. Doch die Künstlerin erklärt: Ihr Werk soll hinterfragen, warum Frauen in der Geschichte oft nur symbolische Rollen zugeschrieben werden – ohne tatsächlichen Einfluss.


Credits: MoMa



Die Gëlle Fra hat Kriege, Skandale und Debatten überstanden – und bleibt heute mehr denn je ein wichtiges Zeichen für die Identität, den Stolz und die Widerstandsfähigkeit Luxemburgs.



Entdecken Sie mehr über die spannende Geschichte Luxemburgs!

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